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Mit eigenem Versagen versöhnt umgehen

Bischof Dr. Franz Jung am Karfreitag: „Wie schwer fällt es, eigenes Verschulden einzuräumen" – Katholiken gedenken des Todes Jesu – „Stille Tage" rund um Karfreitag

Würzburg (POW) Der Hahnenschrei, den Petrus hört, nachdem er Jesus dreimal verleugnet hat, lädt ein, über die eigene Schuld nachzudenken und sich vor Selbstüberschätzung zu hüten. Das hat Bischof Dr. Franz Jung am Karfreitag, 19. April, in seiner Predigt bei der Karfreitagsliturgie zur Todesstunde Jesu im Kiliansdom betont. „Und er erinnert an den Blick Jesu, der uns in der Vergebung immer einen Neuanfang gewährt. ‚Oh glückliche Schuld', werden wir morgen Nacht im Exsultet singen", sagte der Bischof. Im ganzen Bistum Würzburg gedachten die Gläubigen bei Gottesdiensten des Leidens und Sterbens Jesu Christi. In Lohr am Main kamen tausende Menschen zur traditionellen Karfreitagsprozession. Der Karfreitag zählt mit dem Gründonnerstag und dem Karsamstag zu den gesetzlich geschützten „stillen Tagen", für die Katholiken ist er gebotener Fast- und Abstinenztag. Die über 3000 Glocken im Bistum Würzburg sind seit Gründonnerstagabend verstummt und werden erst in der Nacht zum Ostersonntag wieder erklingen.

In seiner Predigt betonte der Bischof, die Passionsgeschichte berichte davon, dass Petrus Jesus nach der Festnahme in den Hof des hohenpriesterlichen Palastes folgt. „Nachdem seine Intervention mit Gewalt nichts geholfen hatte, treibt ihn die Neugier." Petrus wolle wissen, wie es mit diesem Jesus weitergehe. „Wie rettet dieser Mann, den Petrus vor allen anderen Jüngern als den machtvollen Messias bekannt hatte? Worin zeigt sich seine Macht, wenn er offenbar ohne physische Gewalt auskommt? Steckt da mehr dahinter?" Nachdem Petrus sich unter das einfache Volk gemischt hat, treffe ihn die einfache Frage einer Magd an einer wunden Stelle. „Er weiß momentan nicht mehr, wer dieser Jesus für ihn ist. Hat er es denn vorher gewusst? Der Verlauf der Verhaftung und die scheinbar mühelose, ja kampflose Aufgabe Jesu haben Petrus nachhaltig verunsichert", betonte der Bischof.

Petrus sei von der Frage überrumpelt und reagiere in einer typischen Affekthandlung. „Am Ende schaltet er sogar in den Kampfmodus. ‚Er begann zu fluchen und zu schwören, Jesus nicht zu kennen', wie es im Matthäusevangelium heißt." Dann kräht der Hahn. „Petrus, der scheinbar erfolgreich alle Angriffe im Hof abgewehrt hatte, ruft der Hahnenschrei sein Versagen in Erinnerung. Eine Situation, die uns aus dem öffentlichen Leben vertraut ist und die uns auch persönlich widerfährt. Die erste Reaktion stellt sich automatisch ein: ein empörtes ‚Ich doch nicht!'" Petrus sei sich seiner Sache allzu sicher. Es sei eine bittere Erfahrung, mit den eigenen Grenzen konfrontiert zu werden. „Wie schwer fällt es, eigenes Verschulden einzuräumen."

Der Hahnenschrei bringe Licht ins Dunkel. Er sei aber auch ein Moment der Gnade, erklärte der Bischof weiter. „Denn der Herr schaut Petrus in diesem Moment an. Ein wortloser Blick. Er scheint zu sagen: Siehst du, ich habe es dir doch gesagt. Vorwurfsvoll? Traurig? Einsam? Aber der Herr schaut ihn an. Und da kann Petrus weinen. Es lösen sich die Tränen. Er darf sich seine Schwäche eingestehen. Jetzt ist er bei der Wahrheit seines Lebens angekommen. Und er hat den Mut, sich ihr zu stellen."

Es gebe im Grund immer zwei Möglichkeiten, mit der eigenen Schuld umzugehen, wenn der Reflex der Verdrängung vorüber sei. Man könne an der eigenen Schuld zerbrechen wie Judas. „Seine Tat scheint ihm eine Todsünde zu sein, für die keine Vergebung gewährt wird. Weil er nicht glaubt, nimmt er sich das Leben." Das Gegenbeispiel sei Petrus. Der Hahnenschrei reiße ihn heraus aus den Illusionen über seine Stärke, sagte Bischof Jung. „Aber der Blick Jesu gibt ihm Zuversicht. Er spürt, wie die Reue aufsteigt. Und er darf die Hoffnung haben, dass Gott ihm vergibt. Ja, dass Gott genau ihn zum ersten der Apostel beruft, weil er gelernt hat, mit der eigenen Schwäche zu leben." Genau das sei der Sinn der Mission Jesu und genau das der Sinn des Kreuzes: „zu lernen, die eigene Schwachheit anzunehmen im Leben und versöhnt mit dem eigenen Versagen umzugehen".

Bei der Karfreitagsliturgie sangen die Würzburger Domsingknaben unter Leitung von Domkapellmeister Professor Christian Schmid die „Johannespassion, op. 18" von Alois M. Müller, „Also hat Gott die Welt geliebt" von Heinrich Schütz, „Eli, Eli!" von Georgius Bardos, „Popule meus" von Tomás Luis de Victoria sowie einen gregorianischen Choral. Bei den sogenannten Großen Fürbitten des Karfreitags beteten die Gläubigen im ganzen Bistum Würzburg für die heilige Kirche, für den Papst, für alle Stände der Kirche, für die Taufbewerber, für die Einheit der Christen, für die Juden, für alle Menschen, die nicht an Christus glauben, für alle Menschen, die nicht an Gott glauben, für die Regierenden und für alle notleidenden Menschen. Bei der Kreuzverehrung wurde das Kreuz enthüllt, den Gläubigen gezeigt und in stillem Gebet verehrt.

Höhepunkt der Heiligen Woche ist die Feier der Osternacht mit Bischof Jung am Samstag, 20. April, um 21.30 Uhr im Kiliansdom. Den musikalischen Rahmen gestaltet der Konzertchor der Mädchenkantorei unter der Leitung von Domkantor Alexander Rüth mit „Antwortpsalmen zur Osternacht" von Otmar Faulstich und Alexander Rüth, „Surrexit pastor bonus" von Felix Mendelssohn Bartholdy und „O filii et filiae" aus dem Oratorium Christus von Franz Liszt. Zur Feuerweihe und zum Entzünden der Osterkerze am Feuer versammeln sich die Gläubigen mit Bischof Jung, Weihbischof Ulrich Boom und den Mitgliedern des Domkapitels im Innenhof des Domkreuzgangs. Mit der brennenden Osterkerze zieht die Gemeinde dann in den dunklen Dom. Die Kerzen der Gottesdienstteilnehmer werden an der Osterkerze entzündet. Danach singt der Diakon das sogenannte Exsultet, das Lob auf die Osterkerze. Bei den Lesungen wird an die Heilstaten Gottes seit Erschaffung der Welt erinnert. Beim Gloria erklingen wieder die Glocken, und Orgelmusik setzt ein. Im Evangelium mit Halleluja-Ruf wird die Botschaft vom leeren Grab verkündet – in diesem Jahr, wie sie der Evangelist Lukas berichtet. Tauf- und Eucharistiefeier sind weitere Teile dieser Nachtfeier, der „Mutter aller Vigilien".

Mit der „Missa solemnis in C, KV 317 (Krönungsmesse)" von Wolfgang Amadeus Mozart und Georg Friedrich Händels „Hallelujah" aus dem Messiah begleiten unter der Leitung von Domkapellmeister Schmid der Domchor, Solisten sowie das Philharmonische Orchester Würzburg das Pontifikalamt mit Bischof Jung am Ostersonntag, 21. April, um 10 Uhr im Dom. Zur Pontifikalvesper mit Bischof Jung und Weihbischof Boom um 17 Uhr singt die Schola Cantorum. Beim Gottesdienst am Ostermontag, 22. April, um 10 Uhr präsentiert die Frauenschola „Vox anima" die Choralmesse „Lux et origo".

An Ostern feiern die Christen das Hochfest der Auferstehung Jesu Christi. Es ist das höchste Fest der Christenheit. Mit dem Osterfest beginnt die 50-tägige Osterzeit, die am Pfingstfest endet.

Quelle: www.pow.bistum-wuerzburg.de