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Kardinal Kurt Koch kommt

Internationaler Kongress der Societas Liturgica tagt in Würzburg – Liturgiewissenschaftler Professor Stuflesser: Praxisbezug im Blick – Bischof Dr. Friedhelm Hofmann feiert Eröffnungsgottesdienst am 5. August im Dom

Würzburg (POW) Rund 300 Teilnehmer aus aller Welt haben sich zum internationalen Kongress der Societas Liturgica vom 5. bis 10. August in Würzburg angemeldet. Worum es bei der Tagung geht, welche Bedeutung die Veranstaltung für die Ökumene hat und warum Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, teilnimmt, erläutert Professor Dr. Martin Stuflesser, Liturgiewissenschaftler an der Universität Würzburg und Sekretär der Societas Liturgica, im folgenden Interview.

POW: Sie laden als Sekretär der Societas Liturgica zu einem Kongress mit dem Titel „Liturgiereformen in den Kirchen“ nach Würzburg ein. Wer verbirgt sich hinter dem Namen und was hat es mit dem Thema der Veranstaltung auf sich?

Professor Dr. Martin Stuflesser: Die Societas Liturgica ist eine ökumenische Vereinigung von Liturgiewissenschaftlern. Ihre Mitglieder entstammen unterschiedlichen christlichen Traditionen, sie sind katholisch, evangelisch, anglikanisch oder orthodox, sie stammen aus Asien, Europa, Amerika oder Australien. Die Entstehung der Societas Liturgica geht zurück auf die Initiative des niederländischen Pastors Wiebe Vos. Er gründete Anfang der 1960er Jahre „Studia Liturgica“, eine ökumenische Zeitschrift für die Erforschung und Erneuerung der Liturgie. Im Jahr 1967 trafen sich dann Theologen und Kirchenvertreter aus verschiedenen europäischen Ländern erstmals zu einem internationalen Kongress. Ein halbes Jahrhundert und 23 Kongresse später ist die Societas Liturgica mit knapp 500 Mitgliedern aus rund 40 Ländern lebendiger und internationaler als je zuvor. Auch heute fühlen sich ihre Mitglieder der Ökumene und der Erneuerung der Liturgie verpflichtet.

POW: Der Kongress blickt in diesem Jahr auf ein besonderes Jubiläum.

Stuflesser: 2013 sind es 50 Jahre, seit die Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils im Jahr 1963 veröffentlicht wurde. Grund genug, um das Thema „Liturgiereformen“ in einem internationalen, ökumenischen Kongress aufzugreifen. Auf Einladung des Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft trifft sich die Societas Liturgica in Würzburg. Erwartet werden etwa 300 Teilnehmer aus aller Welt.

POW: Warum findet die Veranstaltung gerade in Würzburg statt?

Stuflesser: Die Erforschung der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils ist einer der Forschungsschwerpunkte an meinem Lehrstuhl. Seit ich in Würzburg tätig bin, gibt es hier eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Liturgiereferat des Bistums Würzburg. Zusammen mit dem Liturgiereferenten Dr. Stephan Steger haben wir in jedem Jahr am 4. Dezember einen Zeitzeugen der nachkonziliaren liturgischen Erneuerung zu einem Festvortrag nach Würzburg eingeladen. Am 4. Dezember 1963 veröffentlichte das Konzil seine Liturgiekonstitution „Sacrosanctum Concilium“. Das Dokument nahm die Anliegen der so genannten „Liturgischen Bewegung“ auf. Diese hatte sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts um die Erneuerung des christlichen Gottesdienstes bemüht. „Sacrosanctum Concilium“ bedeutete den Beginn einer neuen Epoche der Liturgiegeschichte: Das Konzil stieß eine umfangreiche Reform der gesamten Römischen Liturgie an. Hauptprinzip der Reform war die „tätige Teilnahme“ der Gläubigen. Die Riten sollten einfacher und verständlicher werden, damit die Gläubigen mit Gewinn für ihr Leben daran teilnehmen können. Seither hat sich die Gestalt des Gottesdienstes in der katholischen Kirche stark verändert. Aber auch andere christliche Konfessionen griffen die Impulse des Dokuments auf und machten sie für die Reform ihrer eigenen Traditionen fruchtbar.

POW: Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, kommt aus Rom zu diesem Ereignis. Was macht die Veranstaltung aus ökumenischer Sicht so bedeutsam?

Stuflesser: Schon im ersten Satz des allerersten Artikels der Liturgiekonstitution hält das Konzil fest, eine Reform der Liturgie solle „fördern, was immer zur Einheit aller, die an Christus glauben, beitragen kann“. Das Streben nach „der Einheit aller, die an Christus glauben“ hatte das Zweite Vatikanische Konzil also von Anbeginn an klar als Ziel vor Augen. Insofern ist das Thema „Liturgiereformen in den Kirchen“ ein zutiefst ökumenisches Thema. Dass Kardinal Koch zu unserer großen Freude als Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen der Einladung nach Würzburg folgt und auf dem Kongress einen Grundsatzvortrag halten wird, unterstreicht die ökumenische Bedeutung unseres Kongresses auch von kirchenamtlicher Seite. Mehrere Hauptvorträge werden dabei das Kongressthema aus Sicht der verschiedenen Konfessionen beleuchten. Dazu kommt eine Vielzahl von kleineren Vorträgen zu Einzelfragen der Reform der Liturgie, wie sie für Tagungen der Societas Liturgica charakteristisch sind. Sie bringen die Forschungen der Mitglieder in Kontakt und fügen sich zu einem repräsentativen ökumenischen Gesamtbild zusammen.

POW: Setzen sich die Teilnehmer nur in Vorträgen und Diskussionen mit dem Thema Liturgie auseinander?

Stuflesser: Beim Kongress soll die Liturgie nicht nur theologisch reflektiert, sondern auch gefeiert werden. Die Gottesdienste verschiedener Konfessionen machen die Vielfalt der liturgischen Traditionen sichtbar. So verliert die Theorie nicht den Bezug zur Praxis, auf die alle Bemühungen um liturgische Erneuerungen zielen.

POW: Findet die gesamte Veranstaltung hinter verschlossenen Türen statt oder gibt es auch öffentliche Programmpunkte?

Stuflesser: Nein, der Kongress soll bewusst ein Kongress in Würzburg, aber auch ein Kongress für Würzburg sein – für die Stadt wie für das Bistum. Die Gottesdienste, die wir täglich feiern, sind ohnehin öffentlich. Wir haben einen eigenen Flyer mit den Gottesdienstzeiten drucken lassen und diesen in allen Würzburger Innenstadtkirchen ausgelegt. Besonders herzlich laden wir zum Eröffnungsgottesdienst am Montag, 5. August, um 18 Uhr im Kiliansdom ein. Dieser Eröffnungsgottesdienst ist eine feierliche Vesper mit Taufgedächtnis, der unser Bischof Dr. Friedhelm Hofmann vorstehen wird. Aber auch im Hinblick auf die Vorträge sucht der Kongress die interessierte Öffentlichkeit. So ist es Tagesgästen am Dienstag und Mittwoch der Kongresswoche gegen Voranmeldung und eine geringe Gebühr möglich, am Kongress teilzunehmen. Näheres gibt es auf der Homepage des Würzburger Lehrstuhls für Liturgiewissenschaft.

POW: Was erhoffen Sie sich als Ergebnis des wissenschaftlichen Austauschs in Würzburg?

Stuflesser: Die christlichen Kirchen stehen gegenwärtig vor großen Herausforderungen: Die Zahl der Gottesdienstteilnehmer sinkt, Gemeinden müssen zusammengelegt werden, die Rituale der Liturgie sind in einer postmodernen, säkularen Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich. Von der Tagung in Würzburg kann ein positives Signal ausgehen: Christen schauen in die Zukunft. Sie sind verwurzelt in der Geschichte, verlassen sich aber nicht auf die Rezepte der Vergangenheit, sondern wollen im Vertrauen auf das Evangelium den Gottesdienst heute zeitgemäß gestalten. Wenn umgekehrt unsere Kongressteilnehmer in ihre jeweiligen Heimatländer zurückkehren mit dem Eindruck: das war ein spannender, informativer Kongress, mit lebendigem Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt, in einer, was die wissenschaftliche Theologie angeht, gut aufgestellten Universität, bei der sie zudem das schöne Würzburg, mit all seinen kulturellen Schätzen, und herzliche, fränkische Gastlichkeit erfahren durften – dann sind wir als Lokalkomitee hoch zufrieden.

Interview: Markus Hauck (POW)

Nähere Informationen im Internet unter societas-liturgica.org.