Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Texte zum Gottesdienst als Download am Ende des Artikels

Glaubensfest mit Selbstverpflichtung

Katholische und evangelische Kirche würdigen Bedeutung der jeweils anderen Konfession – Gemeinsames Gedenken zu 500 Jahren Reformation unter dem Motto „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ – Bischof Hofmann und Regionalbischöfin Bornowski schenken sich gegenseitig Bibelausgaben

Kitzingen (POW) Ein ökumenisches Glaubensfest, bei dem der gemeinsame Glaube an Jesus Christus im Mittelpunkt stand, haben Bischof Dr. Friedhelm Hofmann und Regionalbischöfin Gisela Bornowski zusammen mit weiteren Kirchenvertretern und vielen Gläubigen am Sonntag, 12. März, in der Stadtkirche Kitzingen gefeiert. Der Gottesdienst stand unter der Überschrift „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ und blickte auf 500 Jahre seit Beginn der Reformation. Unter anderem überreichten Bischof Hofmann und Regionalbischöfin Bornowski sich gegenseitig je eine aktuelle Ausgabe der revidierten Einheitsübersetzung und der Lutherbibel. Abschließend verpflichteten beide sich unter anderem, die grundlegenden Gemeinsamkeiten im Glauben in allen Formen der Verkündigung hervorzuheben und in allen Gottesdiensten für die ökumenischen Partner zu beten. An der Feier nahmen unter anderem auch Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, Bezirkstagsvizepräsident Armin Grein, Landrätin Tamara Bischof und Kitzingens Oberbürgermeister Siegfried Müller teil.

Zu Beginn legten Pfarrer Gerhard Spöckl und sein evangelischer Kollege Dekan Hanspeter Kern dar, wie Kitzingen in besonderer Weise Schauplatz der Reformation und der aus ihr resultierenden Konflikte war. So wurde 1524 die erste evangelische Predigt in der heute katholischen Sankt Johanneskirche gehalten. Als Kitzingen knapp 100 Jahre später wieder unter den Herrschaftsbereich des Würzburger Fürstbischofs kam, mussten über 1000 Bürger, die den evangelischen Glauben nicht aufgeben wollten, die Stadt verlassen. Durch den sogenannten „Gnadenvertrag“ von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn wurde die Gleichberechtigung beider Konfessionen in der Stadt festgeschrieben. „Die unterschiedlichen Traditionen und Prägungen werden immer wieder zu Herausforderungen“, sagte Pfarrer Spöckl. „Die Frage, warum wir katholisch sind, oder warum wir evangelisch sind, begleitet uns unausgesprochen in den vielen großen und kleinen Fragen des Alltags. Ökumene ist in unserer Stadt keineswegs am Ziel, aber sie ist auf einem guten Weg“, erklärte Dekan Kern.

Ökumenebeauftragter Kirchenrat Andreas Werner und Ökumenereferent Domvikar Dr. Petro Müller trugen Schuldbekenntnis und Vergebungsbitte vor. „Die Geschichte der Verletzungen endet nicht, wo die Waffen niedergelegt werden. Wir haben an ihr teil, wenn wir einander in Gedanken, Worten und Werken verachten, verletzen und verurteilen“, sagte Werner. „Es wurde mehr Mühe darauf verwandt, die Fehler des anderen aufzuweisen als das Evangelium zum Strahlen zu bringen. Diese Gefahr ist nicht gebannt: Auch wir stehen immer wieder der gemeinsamen Aufgabe im Wege, das Evangelium zu verkünden“, erklärte Müller. Zum Tauflied  „Lasset mich mit Freuden sprechen“ bekreuzigten Bischof und Regionalbischöfin sich gegenseitig mit Taufwasser.

In seiner Predigt betonte Bischof Hofmann, alle wüssten zur Genüge um die konfessionellen Auseinandersetzungen während der vergangenen 500 Jahre. „Heute wollen wir dankbar miteinander nicht auf das Trennende, sondern auf das Gemeinsame schauen, wollen brennende Wunden heilen und gemeinsam in die Zukunft blicken.“ Das Evangelium vom Weinstock und den Reben sei gerade den Menschen in Unterfranken sehr vertraut und anschaulich. „Eine Rebe kann nicht ohne den Weinstock sein.“ Gottes Liebeskraft solle auch das Herz der Kirche verwandeln, damit diese in der Welt die Liebe Gottes zu den Menschen bezeugen könne. „Zu diesem Zeugnis gehört eben auch die Einheit im Glauben. Gehen wir weiter aufeinander zu. Respektieren wir uns gegenseitig, auch wenn wir noch unterschiedliche Sichtweisen im Blick auf die Kirche haben. Jesus Christus ist der, der uns verbindet und der – um im Bild des Weinstocks zu bleiben – uns ernährt und zum gemeinsamen Zeugnis befähigt“, betonte Bischof Hofmann.

„Die Reben hängen am Weinstock. Das ist entscheidend für Wachstum und Gedeihen“, hob Regionalbischöfin Bornowski in ihrer Predigt hervor. Die Einheit im Glauben werde sich daran zeigen, „wie wir mit Christus verbunden sind, wie innig unser Verhältnis zu ihm ist, wie sehr wir uns seine Liebe gefallen lassen“. Niemand sei in der Lage, bei einem Wein die Früchte einzelner Reben zu unterscheiden. „In unserer eher säkularisierten Welt werden wir als Kirchen zusammen wahrgenommen.“ Die meisten Menschen unterschieden nicht mehr zwischen katholisch und evangelisch. „Fehler wirken sich immer auf beide Kirchen aus und die Menschen, gleich welcher Konfession, kehren der Kirche den Rücken.“ Genauso wirke es sich aus, wenn Christen in der Gesellschaft Gutes wirkten, Schwachen beistünden, Orientierung gäben. „Wir können einander ergänzen und im unterschiedlichen Geschmack, den wir einbringen, dem Wein eine besondere Note geben“, betonte die Regionalbischöfin. Versöhnte Verschiedenheit, die nicht mit Gleichmacherei zu tun habe, heiße, sich gegenseitig Anteil zu geben an der reichen jeweils eigenen Tradition und zugleich Anteil zu nehmen „an der reichen anderen Tradition, die besondere Seiten des gemeinsamen Glaubens zum Klingen bringt“.

Dekan Peter Göttke und sein evangelischer Kollege Kern dankten der jeweils anderen Kirche für wichtige Glaubensimpulse. Göttke benannte unter anderem die Wertschätzung für das Wort Gottes und die Heilige Schrift, den starken Einsatz der evangelischen Kirche in der Diakonie sowie die „verantwortungsvollen Entscheidungsprozesse in den Synoden“. Kern hob zum Beispiel hervor, dass die katholische Kirche „im wahren Sinn des Wortes eine Weltkirche ist, die Nationen, Sprachen und Kulturen verbindet. Wir schauen voll Achtung auf die Liebe zur Liturgie. Wir wissen uns herausgefordert, unser eigenes Verständnis von Kirche und Kircheneinheit, von Ordination und Amt im Dialog mit der katholischen Theologie zu vertiefen.“

Zum Abschluss des Gottesdiensts segneten die Liturgen die Mitfeiernden mit Taufwasser. Musikalisch wurde die Feier von Paul-Eber-Kantorei, Kirchenchor Sankt Johannes und Posaunenchor der Stadtkirche unter der Leitung von Martin Blaufelder gestaltet, Christian Stegmann spielte die Orgel.

mh (POW)

(1117/0300; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

Weitere Bilder