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„Ein einmaliges Erlebnis“

Würzburger Liturgiereferent Dr. Stephan Steger war federführend bei der Erarbeitung der „Gottesdienstlichen Feiern“ für das neue „Gotteslob“ tätig – Neue Andachtsmodelle in das Gebet- und Gesangbuch eingebracht

Würzburg (POW) Mehr als ein ganzes Jahrzehnt hat er am neuen katholischen Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob“ mitgearbeitet, zirka 250 Stunden pro Jahr. Der Liturgiereferent der Diözese Würzburg, Dr. Stephan Steger, war federführend in der Arbeitsgruppe „Gottesdienstliche Feiern“ der Unterkommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“ der Deutschen Bischofskonferenz tätig. „Es war ein einmaliges Erlebnis, so intensiv an einem Projekt zu arbeiten“, sagt Steger.

Seit 2003 ist Steger in der Arbeitsgruppe aktiv. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, Leiter der Unterkommission „Gemeinsames Gebet- und Gesangbuch“, war damals noch Weihbischof in Köln, als er Steger in die Arbeitsgruppe mit der Nummer zehn berief. Der Bischof wählte damals Leute aus, die er von der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz und vom Deutschen Liturgischen Institut in Trier her kannte. Den damals in Würzburg tätigen Liturgiewissenschaftler Professor Dr. Winfried Haunerland bat er, die Arbeitsgruppe „Gottesdienstliche Feiern“ zu leiten. Haunerlands Vorschlag: Steger, der damals wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft war, solle die stellvertretende Leitung übernehmen. Bischof Hofmann willigte ein. Die Arbeitsgruppe zehn unter Leitung von Haunerland und Steger bildete sich und traf sich erstmals im Frühjahr 2004.

Acht Theologen auch mit pastoraler Erfahrung, Domkapellmeister, Liturgieexperten und Dogmatiker kamen in der Arbeitsgruppe zusammen, unterstützt von geistlichen Autoren. 28 Sitzungen gab es bis zur Drucklegung des neuen „Gotteslob“, weitere acht Sitzungen der Steuerungsgruppe kamen hinzu. Treffpunkte waren Bozen, Wien, Essen, Köln, München und das Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg. Gleich zu Beginn entwarfen die Mitglieder ein Konzept für die Aufnahme „gestaltbarer Gottesdienste“ ins „Gotteslob“. Dazu zählten laut Steger die Tagzeitenliturgie, das heißt, das klassische Stundengebet, aber auch freiere Formen wie Morgen- und Abendlob, Andachten, Wort-Gottes-Feiern, häusliche Feiern zum Advent und an Heiligabend, Segensfeiern und das Totengebet. „Ich habe auf meinem Computer die von uns erarbeiteten Materialien gesammelt und in den vielen Redaktionsrunden immer wieder Korrekturen gelesen: Ein ganz schöner Teil des „Gotteslob“ ist so über meinen PC als Koordinator dieser Arbeitsgruppe gelaufen“, erzählt Steger.

In einem weiteren Schritt stellte die Arbeitsgruppe zwei Andachtsentwürfe sowie Vorschläge für häusliche Gottesdienstfeiern für die Probepublikation zum neuen „Gotteslob“ zusammen. Nach dem von Advent 2007 bis Pfingsten 2008 erfolgten Testlauf und den damit verbundenen Rückmeldungen aus den 186 Erprobungsgemeinden wurden die Texte erneut überarbeitet. Reicht eine Auswahl von Psalmen für das neue Gebet- und Gesangbuch? Welche Psalmodie ist am besten geeignet? Sind die gottesdienstlichen Feiern vollständig im neuen „Gotteslob“ vertreten? Fragen über Fragen, die die Arbeitsgruppe entscheiden musste.

Ganz schwierig gestaltete sich nach den Worten Stegers die Zusammenstellung der Andachten. Nach den Erfahrungen mit der Probepublikation schlug Professor Haunerland ein Modell mit einzelnen Modulen vor, aus denen die Gemeinden dann selbst Andachten zusammenstellen können. Bei großer Hitze veranstaltete die Arbeitsgruppe im Sommer 2009 eine Schreibwerkstatt mit geistlichen Autoren im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg. 32 Andachtsabschnitte, zwei Eröffnungs- und Abschlussteile sowie ein Konzept für die Zusammenstellung dieser Andachtsteile entstanden so für den Stammteil des neuen „Gotteslob“. „Die Andachtsabschnitte passen jetzt gut zueinander, trotz der unterschiedlichen Autoren. Das war dank der Schreibwerkstatt möglich“, bilanziert Steger.

Neben den Andachten erstellte die Arbeitsgruppe für das „Gotteslob“ auch eine Vielzahl von Modellen für die Tagzeitenliturgie – von der Laudes am Morgen bis zur Komplet am Abend. Steger saß bei der Auswahl der Lieder und Texte für diese Gottesdienste in der sogenannten Steuerungsgruppe mit einer Mehrzahl von Kirchenmusikern am Tisch. „Professor Haunerland und ich waren da auch Anwalt der normalen Gläubigen und haben vertreten, was die Leute singen können“, erzählt Steger. Ebenfalls neu im Gebet- und Gesangbuch sind Vorschläge für häusliche Feiern wie die Adventskranzsegnung, die Feier an Heiligabend, Dank- und Segensfeiern sowie das Totengebet. Eigens greift das neue „Gotteslob“ außerdem die Wort-Gottes-Feier auf. Laut Steger gibt es ein Modell mit unterschiedlichen Variationsmöglichkeiten für die Feier am Werktag und am Sonntag.

Immer wieder gab es in den zehn Jahren kritische Stimmen, die bei der Vielzahl der Probleme keinen Erfolg für das Projekt sahen, berichtet Steger. „Doch Professor Haunerland sagte immer: Wir machen unsere Arbeit, unabhängig von den vielen Hindernisse von außen. Und so waren wir dann auch nach der für mich ‚heißesten Phase‘ im Jahr 2012 rechtzeitig fertig. Wochenlang habe ich damals Korrektur gelesen.“ Für Stegers Arbeitsgruppe ist mit Erscheinen des neuen „Gotteslob“ im Advent 2013 der Einsatz aber nicht beendet. 2014 werden die Mitglieder ein sogenanntes „Dienstebuch“ als Ergänzung zum neuen „Gotteslob“ erstellen. Nach Angaben Stegers wird es Leiterinnen und Leitern von Gottesdiensten weitere Materialien bieten, die nicht ins „Gotteslob“ aufgenommen werden konnten.

Bilanzierend meint Steger: Die Arbeitsgruppe „Gottesdienstliche Feiern“ hat „ganz gute Arbeit“ für das neue „Gotteslob“ geleistet, der Würzburger Eigenteil, für dessen Textteil Steger ebenfalls verantwortlich zeichnet und an dessen Liedauswahl er mitgearbeitet hat, ist gedruckt, und auch die Einführungsphase im Bistum Würzburg läuft bestens. Mitte Oktober startet dann der Verkauf. Für Steger heißt es jetzt: „Das neue Gotteslob kann kommen. Ich wünsche vor allem den gottesdienstlichen Feiern, das sie in den Gemeinden gut angenommen werden.“

bs (POW)