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Bistum bildet ehrenamtliche Begräbnisleiter aus

15 Personen nehmen im Tagungszentrum Schmerlenbach am Auftakt zu neuem Kurs teil – Große Nachfrage aus der gesamten Diözese – Praktische und theoretische Einheiten zur Vorbereitung auf Aufgabe

Schmerlenbach/Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg bildet erstmalig ehrenamtliche Begräbnisleiter aus. 15 Frauen und Männer aus ganz Unterfranken nehmen an dem Kurs des Liturgiereferates teil. Auftakt war am Freitag, 7. April, im Tagungszentrum Schmerlenbach. In sieben Einheiten sollen sie bis Mitte September lernen, eine Begräbnisfeier zu leiten. Der Kurs ist laut Liturgiereferent Dr. Stephan Steger ein Pilotprojekt, an dessen Ende eine Empfehlung an den Bischof stehen soll, ob und wie es mit der Ausbildung weitergeht.

„Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren religiöse Handlungen rund um Sterben und Tod nicht alleine auf den Priester fixiert“, erklärt Steger die geschichtlichen Wurzeln, die hinter der Idee stecken, Ehrenamtliche als Begräbnisleiter einzusetzen. Die Totenwache und viele Gebete waren in den Händen der Angehörigen und Nachbarn des Verstorbenen. Nur für das Requiem, die Aussegnung und die Beisetzung wurde ein Priester benötigt. Mit der zunehmenden Verlagerung des Sterbens in Krankenhäuser und Altenheime wurde der Umgang mit dem Tod aber immer mehr zu einer Sache für die Profis. Ab den 1970er Jahren wurden die ständigen Diakone in diesen Dienst mit eingespannt, später kamen die Gemeinde- und Pastoralreferenten mit dazu. Doch in den vergangenen Jahren hat sich nach Stegers Worten die Einstellung zum Umgang mit Sterben und Tod wieder geändert. Die Begleitung der Sterbenden rücke immer mehr in den Blick und werde in vielen Fällen – zum Beispiel über Hospizvereine – von Ehrenamtlichen geleistet. Die Angehörigen wünschten sich dann oft auch, dass diese Ehrenamtlichen die Begräbnisfeier übernehmen.

So ist das beispielsweise auch bei Teilnehmerin Ilona Schneider aus der Pfarreiengemeinschaft „Am Sturmiusberg, Diebach“ im Dekanat Hammelburg. Sie ist Wortgottesdienstleiterin und bei den Maltesern Hospizhelferin und Trauerbegleiterin. „Ich habe schon länger auf so einen Kurs gewartet, denn mir ist es natürlich wichtig, Menschen nicht nur in der Phase des Sterbens zu begleiten, sondern dann auch deren Angehörige", sagt Schneider. Sie habe diesbezüglich schon viele Anfragen gehabt und bislang immer ablehnen müssen. Das solle sich für sie durch die Teilnahme an diesem Kurs ändern.

Für die Zulassung für diesen Pilotkurs gab es laut Steger mehrere Bedingungen: Vorerfahrungen als Gottesdienstbeauftragter, bei der Krankenkommunion oder Vergleichbares gehören dazu. Dann braucht es den Nachweis eines Bedarfs in der Gemeinde. Der musste vom verantwortlichen Pfarrer bestätigt werden. Nicht zuletzt bestätigte dann ein Gemeindevertreter wie etwa der Pfarrgemeinderatsvorsitzende durch seine Unterschrift die gemeindliche Akzeptanz. „Wir brauchen für diese Neuerung nicht nur die Akzeptanz durch das kirchliche Personal, sondern auch die Gemeinden müssen sagen: Ja, das ist ein wertvoller Dienst, der so auch in unserer Gemeinde praktiziert werden soll“, erklärt Steger. Dass die Nachfrage groß ist, zeigt auch die lange Warteliste, die sich bei der Anmeldung zum Pilotkurs ergeben hat.

Um diesen Dienst ausüben zu können, müssen die Teilnehmer bei der Ausbildung ein vielseitiges Programm durchlaufen. Es geht dabei um Formen der Sterbebegleitung, um Trauerangebote und Trauergespräche und um das Totengedenken. Sie müssen die Grundgestaltung der Liturgie und Formen des Begräbnisses kennenlernen. Etwa ab der Hälfte des Kurses kommen praktische Übungen dazu. Noch vor dem Abschluss im September müssen alle Kursteilnehmer auch selbst eine Begräbnisfeier gestaltet haben. „Die Teilnehmer sollen am Ende des Kurses nicht nur ein Gespür für Liturgie entwickelt haben, sondern auch für die Menschen, mit denen sie die Beerdigungen feiern“, sagt Steger. Die Bandbreite dessen, was einen erwartet, ist nach seinen Worten heutzutage sehr groß. Sie reiche von den ganz traditionellen Begräbnissen bis zu Bestattungen, bei denen der Verstorbene aus der Kirche ausgetreten war, die Hinterbliebenen aber kirchliche Begleitung und Hilfe wünschen. „Da braucht es dann eine ganz zurückhaltende Form des Betens mit den Angehörigen, ohne den Verstorbenen und seine Lebensentscheidung kirchlich vereinnahmen zu wollen“, erklärt der Liturgiereferent.

Natürlich komme dieser Kurs nicht ganz zufällig gerade jetzt. In Zeiten, in denen das hauptamtliche pastorale Personal rückläufig ist, müssten Ehrenamtliche stärker in die Verantwortung eingebunden werden, sagt Bernhard Hopf. Er ist Referent für liturgische Bildung und hat den Kurs mit konzipiert. „Ich würde die Einführung des Dienstes aber nicht vom Mangel her definieren. Es geht uns vor allem um die Förderung der Kompetenzen, die vor Ort da sind.“ Für Hopf ist es der Idealfall, wenn der Dienst der Bestattung von jemandem durchgeführt wird, der den Sterbenden zuvor auch begleitet hat. Teilnehmer Steffen Link aus der Pfarreiengemeinschaft „Sankt Georg – Maria Ehrenberg, Bad Brückenau“ würde sogar ein Angebot für die Hinterbliebenen über die Beerdigung hinaus begrüßen. „Gerade auf dem Land ist es ja so, dass es personell immer schwieriger wird und wir dafür die Ehrenamtlichen brauchen“, sagt Link. Er sei bereits über die Kirchenmusik in der Pfarreiengemeinschaft aktiv und könne sich gut vorstellen, auch im Bereich der Trauerbegleitung einzusteigen.

Parallel zum Start des Kurses wurde für den Themenbereich Sterben, Tod und Trauer ein neues Set der Reihe „LiturgieKarten“ herausgegeben. Dieses Projekt des Liturgiereferates der Diözese Würzburg soll Inspiration und Hilfe für alle sein, die Gottesdienste vorbereiten. „Es geht hier nicht um fertige Modelle, sondern um Anregungen zum Weiterdenken“, beschreibt Michael Pfeifer, Referent für liturgische Bildung, die Idee, die hinter den Karten steckt. Das grundsätzliche Ziel sei es, dass Gottesdienste an möglichst vielen Orten gefeiert werden können, mit und ohne Priester, sagt Pfeifer. Das neue Kartenset, das inhaltlich von der Krankenkommunion über den Sterbesegen bis zur Urnenbeisetzung und dem Trauergespräch reicht, solle eine praktische Hilfe für ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter in den Gemeinden sein. Es kann kostenlos über das Liturgiereferat bezogen oder im Internet heruntergeladen werden.

Der abschließende Kurstermin der Begräbnisleiter ist am 23. September angesetzt. Die Teilnehmer sollen dann eine Beauftragung für den Beerdigungsdienst erhalten. Das Liturgiereferat ist dabei, eine Form der Begleitung für die Zeit nach der Ausbildung zu entwickeln. Ob es weitere Kurse gibt, soll nach der Auswertung der Erfahrungen entschieden werden. Liturgiereferent Steger hofft, dass dieser Weg auch mit einem neuen Bischof weitergegangen werden kann: „So kann Kirche den vielen Menschen, die auf der Suche nach einer seelsorglichen Begleitung sind, auch ein entsprechendes Angebot machen.“

bv (POW)

(1517/0426; E-Mail voraus)

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